Pflegende Angehörige in Österreich: Eine unsichtbare Held*innenrolle
In Österreich übernehmen rund 947.000 Menschen die Pflege von Angehörigen – das entspricht etwa zehn Prozent der Bevölkerung (oesterreich.orf.at). Davon kümmern sich 801.000 pflegende Angehörige zu Hause, während 146.000 Personen Angehörige in stationären Einrichtungen betreuen (ig-pflege.at). Diese Form der Pflege ist längst der größte „Pflegedienst der Nation“ (welt.de).
Wer übernimmt die Hauptlast – am häufigsten Frauen
- 68 % der Hauptpflegepersonen sind Frauen; ihr Durchschnittsalter liegt bei 62 Jahren (diakonie.at).
- In Wien sind über zwei Drittel der pflegenden Frauen zudem berufstätig – meist zwischen 13 h Pflege pro Woche, und 40 % sogar täglich (ig-pflege.at).
- Paare, Kinder und Jugendliche (5–18 Jahre alt) sind ebenfalls betroffen: Rund 42.700 „Young Carers“, meist Mädchen, übernehmen Pflegeaufgaben (ig-pflege.at).
Pflegegeld – Basis, aber kaum Entlastung
- Ende 2022 bezogen 470.647 Menschen Pflegegeld, etwa die Hälfte älter als 80 Jahre, 71 % davon weiblich, mit einem Gesamtvolumen von 2,8 Mio. € (ig-pflege.at).
- 50 % beziehen die unteren Stufen 1–2, 19 % Stufe 3, der Rest höhere (diakonie.at).
Wien im Fokus
Als Hauptstadt und größte Stadt Österreichs mit über 2 Mio. Einwohner*innen (de.wikipedia.org) sieht Wien exemplarisch die Herausforderungen der Angehörigenpflege:
- Mehr als zwei Drittel der pflegenden Frauen sind berufstätig und älter als 40 Jahre (ig-pflege.at).
- Diese widmen durchschnittlich 13 h pro Woche Pflege – in 40 % der Fälle sogar täglich (ig-pflege.at).
- Der städtische Sozialträger Fonds Soziales Wien (FSW) versorgt rund 60.000 Menschen, inklusive 36.000 durch mobile Dienste und 22.200 stationär (heute.at).
- Initiativen wie Alltagsbegleitung, Netzwerk für pflegende Angehörige und Workshops & Austauschgruppen stärken Pflegepersonen durch praktische sowie psychosoziale Unterstützung (pflegende-angehoerige.wien).
Wien setzt damit auf präventive Entlastung und stärkt so pflegende Angehörige durch niedrigschwellige Angebote.
Zentrale Herausforderungen & Brennpunkte
- Psychische und physische Belastung
Viele Pflegepersonen berichten von Überlastung, psychisch belastenden Situationen und Mangel an Entspannungspausen . - Vereinbarkeit von Pflege & Beruf
Die Doppelrolle führt zu Reduktion der Arbeitszeit oder Aufgabe des Berufs – 28 % der häuslich Pflegenden geben ihre Arbeit auf oder schränken sie ein (oegb.at). - Finanzielle Engpässe
Trotz Pflegegeld sind viele Angehörige finanziell belastet – insbesondere dann, wenn sie ihre Berufstätigkeit reduzieren müssen . - Personalmangel im professionellen Sektor
Sowohl in Heimen als auch mobilen Diensten fehlen Fachkräfte – ein Problem, das durch demografische Entwicklung weiter verschärft wird (diakonie.at).
Erfolgsmodelle & Best Practices in Wien
- Netzwerk FSW „Pflegende An‑ und Zugehörige“: bietet Information, Austausch, Stressbewältigung, Lotsensystem & Workshops (pflegende-angehoerige.wien).
- Alltagsbegleitung: Ergänzt mobile Pflege und hilft Angehörigen mit Alltagsorganisation (heute.at).
- Checkliste und Leitfaden „Alles im Griff?“ des Wiener Frauengesundheitsbüros: erleichtert Praxis & Bewusstsein, u. a. durch einfache Sprache (gesundheitsziele.wien.gv.at).
Weiters: Was jetzt gebraucht wird
Österreich sowie Wien stehen vor der doppelten Herausforderung, informelle und professionelle Pflege zukunftssicher zu gestalten:
- Strukturelle Stärkung durch Ausbau von flexiblen Entlastungsdiensten, Beratungsstellen, Ersatzpflege und Pflegekarenz-Rechten.
- Finanzielle Anerkennung für pflegende Angehörige (z. B. eine Pflegekarenz mit Pensionsanspruch, Bonuszahlungen ab 2023) (oegb.at).
- Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe durch bessere Arbeitsbedingungen, höhere Wertschätzung und Lohnanpassungen .
- Gesellschaftliches Umdenken: Gleichstellung & Anerkennung der Pflegearbeit – ob privat oder professionell – zur nachhaltigen Absicherung des Systems.
Hier ein aktualisierter Blogbeitrag mit Betonung auf die Rolle der Männer in der Pflege sowie einem ausführlichen Abschnitt zum Angehörigenbonus in Wien/Österreich:
Männer in der Angehörigenpflege – nicht vergessen
Auch wenn der Großteil der Pflegearbeit von Frauen übernommen wird, spielen Männer ebenfalls eine wichtige Rolle:
- Im Jahr 2016 pflegten etwa 8 % aller Männer in Österreich Angehörige, verglichen mit 12 % der Frauen (reddit.com, de.wikipedia.org, momentum-institut.at).
- Männer leisten im Durchschnitt 22 Stunden pro Woche, Frauen dagegen rund 27 Stunden .
- Angehörigepflege ist eine gemeinsame Aufgabe – in vielen Partnerschaften entlasten sich beide und koordinieren Pflege und Beruf.
Angehörigenbonus in Wien und Österreich – alles Wissenswerte
Im Rahmen der Pflegereform wurde der Angehörigenbonus eingeführt – ein steuerfreier Zuschuss zur finanziellen Absicherung pflegender Angehöriger:
1. Höhe & Anspruch
- 130,80 € monatlich (2025) (pflege.gv.at).
- Anspruch haben nahe Angehörige, die nahe der pflegebedürftigen Person sind und den Großteil der Pflege leisten.
2. Voraussetzungen
- Pflegegeld Stufe 4 oder höher bei der gepflegten Person.
- Mindestens ein Jahr überwiegend häusliche Pflege.
- Einkommen der pflegenden Person darf 1.594,50 € netto monatlich nicht überschreiten (pflege.gv.at).
- Kein gemeinsamer Haushalt mehr notwendig seit Reform .
3. Versicherung & Pensionssicherung
- Pflegende, die über Pensionsversicherung bereits versichert sind, bekommen den Bonus automatisch.
- Andere müssen den Bonus beantragen (pflege.gv.at).
4. Auszahlung & Anrechnung
- Monatlich nachträglich, steuerfrei.
- Wird nicht auf Mindestsicherung, Ausgleichszulage oder andere Sozialleistungen angerechnet (pflege.gv.at).
- Bonus pro pflegebedürftiger Person einmal – auch wenn mehrere betreut werden (pflege.gv.at).
5. Weitere Unterstützung
- Gleichzeitig möglich: Pflegekarenzgeld, Ersatzpflege, Kurzzeit- und Urlaubspflege (pflege.gv.at).
Zusammengefasst in Wien
- Der Angehörigenbonus gilt bundesweit, damit auch in Wien – ein wichtiger finanzieller Baustein für pflegende Angehörige.
- Männer und Frauen in Wien können diesen Bonus beantragen, sofern sie die genannten Kriterien erfüllen.
- In Kombination mit städtischen Angeboten – wie FSW‑Netzwerken, Alltagsbegleitung und psychosozialer Unterstützung – stärkt der Bonus die finanzielle und strukturelle Absicherung.
Ausblick
- Männer in der Pflege: Zwar in der Minderheit, leisten aber im Schnitt viele Stunden und tragen entscheidend zur Pflege bei.
- Angehörigenbonus: Ein wertvoller, steuerfreier Zuschuss von 130,80 € monatlich für jene, die Hauptanteil der Pflege übernehmen – ohne Anrechnung auf andere Leistungen, mit klaren Kriterien und möglicher Pensionsversicherung.
Ausblick: Es braucht weiterhin:
- Gleichstellung in der Pflegerolle – mehr Männer ermutigen und bewusster einbinden.
- Finanzielle Anerkennung erweitern – etwa durch Flexibilität bei Einkommensgrenzen, Anrechnung mehrerer betreuter Personen, individuelle Ansätze.
- Verbindung zu städtischen Unterstützungsstrukturen, vor allem in Wien, um Pflege belastbarer zu machen.
Schlusswort
Die Sorgearbeit von Angehörigen – meist unsichtbar, doch unverzichtbar – sichert das Rückgrat der Pflege in Österreich. Besonders in Wien zeigen sich fortschrittliche Rahmen und hilfreiche Strukturen. Doch es bleibt viel zu tun: Finanzielle Anerkennung, mentale Unterstützung und ein langfristiger Ausbau von Entlastungsangeboten sind essenziell, um Pflege tragfähig zu halten – für alle Generationen.
Irrtum und Fehler vorbehalten!
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